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Thursday, October 20, 2016

Energie in Connecticut und Pennsylvania

Von JJB



Um diese erste Serie über einige Aspekte der Energiepolitik von US-Bundesstaaten abzuschließen, sollen nach den Bundesstaaten New York und New Jersey nun auch Connecticut und Pennsylvania thematisiert werden. Dies vervollständigt unseren Blick auf die „Metropolitan Area“ des Großraums New York. Hiermit ist ein Gebiet gemeint, das über 20 Millionen Menschen umfasst – mithin das größte Ballungsgebiet der USA – und dem neben New York und New Jersey auch Connecticut und Pennsylvania zugerechnet werden (trotz leichter Differenzen in den Detaildefinitionen, vgl. hier und hier). Insgesamt wohnen in den vier Staaten über 45 Millionen Menschen - fast die Hälfte der Einwohner der vier Staaten lebt also in der "Metropolitan Area" des Großraums New York.

Zunächst einmal sei das sehr unterschiedliche Volumen der Stromerzeugung der vier Staaten erwähnt. So weist Connecticut die geringste Stromerzeugung auf, Pennsylvania die größte (laut dem in den vergangenen Blogposts bereits erwähnten Vergleichsportals).
Annäherungsweise lässt sich sagen, dass New Jersey fast ein Drittel der Stromerzeugung von Pennsylvania aufweist, etwa die Hälfte der Stromerzeugung von New York, aber doppelt soviel wie Connecticut:


Tabelle - Jährliche Stromerzeung in den Staaten der "Metropolitan Area" im Großraum New York
Connecticut
New Jersey
New York
Pennsylvania
37,4 TWh
75,2 TWh
140,1 TWh
216,3 TWh
Quelle: AEE (ohne Jahresangabe)


Verschiedene Blickwinkel auf das als "Constitution State" und als "Nutmeg State" bekannte Connecticut

Laut selbiger Quelle weist die Stromproduktion in Connecticut einen Gaskraftwerksanteil von 49% auf und einen Kernkraftanteil von 47%, so dass nur jeweils 2% übrig bleiben für die Bioenergien und für "Other Sources". Problematisch an diesen scheinbar eindeutigen statischen Zahlen ist jedoch, wie so oft, die genaue Definition der Kategorien.

So liegt, laut einer anderen Quelle des Energieministeriums auf US-Bundesebene, die bereits in einem Fußnoten-Exkurs unseres Artikels zu New York thematisisert wurde, der Bioenergie-Anteil in Connecticut bei 10%, nebst einem kleinen Anteil von Photovoltaik und Wasserkraft, so dass Connecticut auf einen Erneuerbaren-Anteil von insgesamt 13% käme. Da beide Quellen leider ohne Jahresangaben arbeiten, ist es müßig, den geringfügigen Unterschieden nachzugehen, die sie für Connecticuts Wasserkraft und Photovoltaik aufweisen. Windenergie spielt in Connecticut übrigens derzeit keine nennenswerte Rolle, darin sind sich beide Quellen sowie der US-Windindustrieverband einig.
Der Unterschied bei den Bioenergie-Zahlen ist jedoch beachtlich: sie stehen zwischen 2% und 10%. Es ist davon auszugehen, dass die höheren Werte des Ministeriums auf Stromerzeugung durch biogene Gase in Klärwerken und Mülldeponien sowie biogene Abfallprodukte (z.B. in der Ethanolproduktion) zurückzuführen sind, während AEE diese Stromerzeugungsanlagen den Kategorien "Gas" oder "Other Sources" zugeschrieben hat und deswegen auf niedrigere Werte kommt.

In der Tat besitzt Connecticut ein Quotensystem, durch welches die Stromversorger verpflichtet sind, einen bestimmten Anteil ihrer Stromproduktion durch Erneuerbare Energien zu decken und dies durch Zertifikate nachzuweisen. Durch den Handel mit jenen Zertifikate wiederum soll der Ausbau der Erneuerbaren Energien angereizt werden. Laut diesem Quotensystem soll der Erneuerbaren-Anteil in der öffentlichen Stromversorgung 2015 bei 12,5% und 2016 bei 14% liegen, bis 2020 sogar bei 20%. Ein derzeitig im Konsultationsverfahren befindlicher Reformvorschlag beinhaltet unter anderem den Gedanken, eine (nicht weiter quantifizierte) Erhöhung des 2020-Ziels zu diskutieren. Es ist also davon auszugehen, dass der tatsächliche Erneuerbaren-Anteil in Connecticut eher bei 13% liegt statt, wie bei AEE zu lesen, bei 2%.

Übrigens wurden im Quotensystem Connecticuts nicht nur Quoten für Erneuerbare sondern auch für Kraftwärmekopplung und andere CO2-arme Technologien (jeweils 3% bzw. 4%) festgelegt; der Gesamtanteil all dieser als klimafreundlich eingestuften Technologien soll 2020 also bei 27% liegen.


Der "Keystone State" Pennsylvania
Wie New Jersey und Connecticut besitzt auch Pennsylvania ein Quotensystem für alternative Energien. Eine Besonderheit besteht bei Pennsylvania jedoch darin, dass damit nicht nur Erneuerbare Energien und bestimmte Müll- und Reststoffverwertungsanlagen gefördert werden, sondern auch Investitionen in Energieeffizienz: die durch sie eingesparten Megawattstunden werden ebenfalls zum klimafreundlich erzeugten Strom gerechnet. Bis 2020 soll 18% des Stroms in Pennsylvania durch diese klimafreundlichen Technologien abgedeckt werden. Für 2014 betrug die festgesetzte Quote knapp 11% - ein Zwischenziel, das laut der offiziellen Grünstrom-Homepage Pennsylvanias auch erreicht wurde, wobei allerdings der entsprechende, detailliertere Bericht ebenfalls einige Strafzahlungen erwähnt (d.h.: Versorger mit einer unzureichenden Anzahl an Zertifikaten haben alternative Zahlungen geleistet, um sich gewissermaßen freizukaufen). 

Ähnlich der für Connecticut beschriebenen Probleme weist jedoch die AEE-Statistik für Pennslyvania einen Erneuerbaren-Stromanteil von nur circa 2% aus (jeweils zur Hälfte auf Windkraft und Bioenergien entfallend), neben einem Gasanteil von 35%, einem Kernkraftanteil von 34% und einem Kohleanteil von 29%. Die konkurriende US-Bundesstatistik spricht hingegen von einem Erneuerbaren-Anteil von 4,4%, vor allem durch Bioenergie sowie kleinere Beiträge der Windkraft und Wasserkraft. Mögliche Gründe für diese Unterschiede in den Statistiken wurden bereits im Fall von New Jersey und Connecticut untersucht; im Falle Pennsylvanias kommt als weiterer Unsicherheitsfaktor noch hinzu, dass zum Teil auch Energieeinsparungen zu den klimafreundlichen Stromquellen gezählt werden können.

Die installierte Windkraft in Pennsylvania beträgt derzeit immerhin rund 1,3 GW, laut der American Wind Energy Association (AWEA), die jedoch einen derzeitigen Zuwachs von nur 40 MW an weiteren, im Bau begriffenen Projekten nennt. Doch ebenfalls betont AWEA, dass die Windindustrie, samt Turbinenhersteller und weiterer Zulieferer, in Pennsylvania einen besonders großen Arbeitgeber darstelle. Die Photovoltaikinstallationen Pennsylvanias belaufen sich laut Brancheninformationen derzeit auf circa 300 MW; weitere 300 MW sollen in den nächsten 5 Jahren hinzukommen.

Fazit und Ausblick

Der Mangel an transparenten, aktuellen, öffentlich leicht verfügbaren Referenzen macht es schwer, den Fortschritt der einzelnen Bundesstaaten in ihren energiepolitischen Zielen nachzuvollziehen - dies haben wir in dieser Serie für alle vier amerikanischen Bundesstaaten festgestellt. Zudem wird der Vergleich zwischen den jeweiligen Staaten, bezüglich ihrer Ziele und Fortschrtitte, erschwert durch die jeweils unterschiedlichen Definitionen ihrer Strategien.

Ein wirklicher, tiefgehender Vergleich müsste zunächst die statistischen Quellen weiter konsolideren und die Stärken und Schwächen sowie die zu erwartende Zukunftsentwicklung jedes einzelnen Staates individuell herausarbeiten. Ein hierauf aufbauender Vergleich könnte eine wirkliche Bewertung vornehmen, etwa in Bezug auf die absehbare Realisierungsrate oder die Kosteneffizienz der jeweiligen Energiepolitikstrategien. Hierfür wären jedoch noch viele weitere Faktoren zu berücksichtigen, die die hier gegebenen Zeitressourcen deutlich übersteigen würden.
Stattdessen wurden in dieser Serie einige Grundeigenschaften zusammengefasst, die den vier ausgewählten US-Bundesstaaten zu eigen sind.

Bereits dabei wurden die erheblichen jeweiligen Unterschiede deutlich, die etwa die Fördersysteme der vier Staaten betreffen oder beispielsweise die Bedeutung der Kohle (fast ein Drittel der Stromversorgung in Pennsylvania, aber quasi abwesend in den anderen drei Staaten). Sonderthemen wie zum Beispiel unkonventionelle fossile Energien und Fracking konnten hier zudem gar nicht erwähnt werden, da es die Vergleichbarkeit noch stärker verzerren würde, und da hierfür auch ein tieferer Einstieg in das Thema der Rohstoffpreise für Gas, Kohle und Erdöl nötig gewesen wäre. 

Deswegen wurden in dieser Blogserie lediglich die energiepolitische Ausgangslage der verschiedenen Bundesstaaten umrissen, um weitergehende Vergleiche und standortübergreifende Diskussionen zu erleichtern. Insbesondere soll die Differenzierung der Diskussion angeregt werden, da - wie hier ersichtlich wurde - es auch in den USA keine einheitliche Energiepolitik und Energielandschaft gibt, sondern wie auch in Europa nach Mitgliedsstaaten und Regionen unterschieden werden muss.

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